Evelyn van Kuyk


Evelyn van Kuyk in Oberlungwitz, 1943
Evelyn van Kuyk, geb. Fischer (1924 - 2001), 1943, Bildnis von Rudolf Sternad, Wien - Foto: BikiniArt Museum

Im Juli 2019 machte Evelyn van Kuyk, geb. Fischer in der Presse Schlagzeilen. Ein Bildnis von Rudolf Sternad aus Familienbesitz zeigt die 19-jährige Evelyn am Pool ihres Wohnhauses in Oberlungwitz mit dem Goldfisch-Werk im Hintergrund. Ihr Enkel William van Kuyk aus Brasilien hat es dem Unternehmer Alexander Ruscheinsky für das BikiniArtmuseum Bad Rappenau überlassen, wo es seit der Eröffnung 2020 gezeigt wird. Das 12,5 x 14,5 cm² große Bildnis im Zweiteiler im Jahr 1943 wurde als Sensation gefeiert. Zu dieser Zeit war das Tragen solcher Badebekleidung gegen die guten Sitten.

Evelyn und ihr Bruder Peter Fischer wurden zu Zeit der Entstehung des Bildes von den Nazis gesucht und wären im KZ umgebracht worden, hätte man sie gefunden. Ihr Vater Hans Fischer hatte Eltern mosaischen Glaubens. Sie hatten Ihren Sohn christlich taufen lassen. Doch Hitler wollte die jüdische Rasse vernichten. So war Hans Fischer seit 1934 auf der Flucht und reiste als Handelsvertreter seiner eigenen Firma Goldfisch um die ganze Welt. Von seiner Frau Eva Fischer, geb. Bahner hatte er sich pro forma scheiden lassen, damit sie von den Nazis verschont wird und als Fabrikinhaberin fungieren konnte. Ein Sohn Hans Otto Fischer, genannt Chico, hatte die letzte Gelegenheit im September 1939 genutzt und ist auf abenteuerliche Weise im Juni 1940 in Argentinien angekommen, wo sich zwischenzeitlich sein Vater Hans Fischer niedergelassen hatte. Danach war kein Entkommen aus Deutschland mehr möglich.

Peter Fischer und Evelyn van Kuyk mussten sich vor den Nazis verstecken. In Oberlungwitz gab es einen übereifrigen Nazi, der es speziell auf die Familie Fischer abgesehen hatte. Evelyn durfte die Höhere Mädchenbildungsanstalt Chemnitz-Kaßberg nicht mehr besuchen und war deshalb in das katholische Mädcheninternat in Marquartstein gekommen. Das ist 480 km entfernt von Oberlungwitz südlich vom Chiemsee. In der ländlichen Gegend in den Bergen kam niemand auf die Idee, dass das hübsche, blonde und blauäugige Mädchen keinen arischen Vater haben könnte.

Die Mutter Eva Fischer, geb. Bahner lebte weiterhin in Oberlungwitz neben der Goldfischfabrik. Ein Sohn von Evelyn van Kuyk, geb. Fischer, Roberto van Kuyk aus Uruguay, berichtete im August 2019, dass seine Großmutter Eva Fischer den Auftrag an den Maler gab. Roberto van Kuyk berichtete weiter, dass seine Großmutter Eva Fischer mehrfach in Marquartstein war. Sie erzählte ihm von Freunden, die sie dort gefunden hatte.Verwandte aus Oberlungwitz erwähnten im August 2019, es wäre naheliegend, dass die Mutter Eva Fischer dem Wiener Maler und Freund der Familie Rudolf Sternad den Auftrag gab, ein Bildnis der geliebten Tochter anzufertigen, um sie so bei sich zu haben. Der Text einer Ansichtskarte, 2019 gefunden bei diesen Verwandten in Oberlungwitz, von Rudolf Sternad an Wilhelm Bahner belegt, dass der Maler ein Freund der Familie war. Es existiert ein Porträt von Fritz Bahner des Malers in der Familie. Weitere Porträts des Malers Rudolf Sternad soll es in der Familie Wilhelm Bahner geben.

Auf Grund der damaligen Umstände kann davon ausgegangen werden, dass Evelyn 1943 nicht direkt in Oberlungwitz am Beckenrand Modell gesessen hat. Sie wäre sofort erkannt, verhaftet und in ein Vernichtungslager gebracht worden. Sie wird in Sicherheit geblieben sein und in Marquartstein oder einem Atelier in der Nähe Modell gesessen haben. Kenner aus Oberlungwitz und den Goldfisch-Werken gehen sicher davon aus, weil Perspektive und Proportionen des Bildes nicht ganz zusammen passen würden. Das spräche dafür, dass Evelyn nachträglich in das Bild mit Fabrik und Poolrand eingesetzt wurde.
Wir wissen es nicht, aber die Indizien sprechen dafür.